Am 21. September 2016 hatte die Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin zu einer Vorführung des Films „Arbeit macht das Leben süß, Faulheit stärkt die Glieder“ von Claudia Funk eingeladen, der das Leben in einem Altersheim im siebenbürgischen Hetzeldorf dokumentiert.
Zur Einführung sprach der Botschafter von Rumänien in Deutschland, Emil Hurezeanu, ein Grußwort, in dem er insbesondere auf die Bedeutung der Siebenbürger Sachsen und deren bis heute lebendige deutsche Kultur für Rumänien einging. So machte er deutlich, dass für den „Mikrokosmos Siebenbürgen“ und dessen 1000-jährige Geschichte statt des oft für multikulturell geprägte Gebiete benutzten Wortes „Schmelztiegel“ oder „Melting Pot“ der Begriff „Salatschüssel“ oder „Salad Pot“ viel charakteristischer sei – ein Ganzes, das mehr ist als die Summe seiner Teile.
Der Film selbst stellt die Biographien einiger Hetzeldorfer Heimbewohner und das dortige Zusammenleben insgesamt in den Mittelpunkt seiner Betrachtung. Trotz einer tiefen Grundmelancholie, die aus den einzelnen, oft von Erfahrungen im Ceaușescu-Regime bestimmten Lebensgeschichten dieser Siebenbürger Sachsen und der materiellen Armut herrührt, transportiert er Würde, menschliche Wärme und Humor. Die Senioren wirken zufrieden, weil in dem Heim jeder nach seinen Kräften zur Gemeinschaft etwas beisteuert. Sie haben feste Aufgaben und fühlen sich dadurch gebraucht.
Dieser spürbare Gegensatz zu manchen Bildern aus deutschen Altersheimen war eines der Themen des nachfolgenden Filmgespräches, an dem außer der Filmemacherin auch der Präsident des Hessischen Landtages, Norbert Kartmann, und BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB in seiner Funktion als Verbandspräsident des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland teilnahmen. Moderiert wurde das Gespräch vom gebürtigen Banater Schwaben Helmuth Frauendorfer, dem stellvertretenden Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.
Dr. Fabritius dankte Claudia Funk für dieses „tolle Dokument der Zeitgeschichte.“ Dieser sehenswerte Film mache deutlich, dass es andere, vielleicht erstrebenswertere Modelle für das Zusammenleben im Alter gebe als die in Deutschland übliche, sekundengetaktete „Pflege nach Tagebuch“ in einer „regelrechten Seniorenindustrie“. Außerdem gab er zu bedenken, dass Pflege und Betreuung im Alter auch Thema einer umfassenden Minderheitenförderung sei.
Norbert Kartmann, dessen Familiengeschichte eng mit Hetzeldorf verknüpft ist, da eines der Gebäude des Altersheims das Elternhaus seines Vaters war und seiner Familie gehört hatte, pflichtete Fabritius bei, erwog aber auch, dass eine solche Einrichtung in Deutschland nur schwer aufzubauen sei. Zu groß seien die Unterschiede in den Qualitätsstandards und in den Ansprüchen der Senioren.
Claudia Funk sah ihren filmischen Anspruch besonders darin, die Würde, den Stolz und die Dankbarkeit der Heimbewohner darzustellen. Dies, so waren sich Podium und Publikum einig, ist ihr auf eindrucksvolle Art und Weise gelungen.
Marc-P. Halatsch