Auch Kirche kann Heimat bieten

Ende der Vertriebenenseelsorge sehr bedauerlich

Zum angekündigten Ende der überdiöze­sanen Seelsorge für Heimat­vertriebene und Aussiedler der katholischen Kirche erklärt BdV-Präsi­dent Dr. Bernd Fabritius MdB:

Die Vertriebenenseelsorge der katholischen Kirche hat sich in den vergangenen sieben Jahrzehnten ihrer Arbeit große Verdienste er­worben. Durch sie haben die katholischen deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge nach dem Heimatverlust zumindest ihre religiöse Heimat bewahren können. Bischöfe, Visitatoren und Priester aus den Diözesen der Heimat- und Siedlungsgebiete spendeten Trost und Hoffnung in schwieriger Zeit. Die Vertriebenen wiederum haben sich ehrenamtlich in die Strukturen eingebracht. Gemeinsam konnten religiöse wie kultu­relle Bräuche gesichert, Traumata bewältigt und der Schmerz der Ent­wurzelung gelindert werden.

Viele der Seelsorger haben dabei auch zukunftsfähige verständigungs­politische Schwerpunkte gesetzt, so unter vielen etwa der in diesem Jahr mit der Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen ausgezeich­nete, ehemalige Visitator für Priester und Gläubige aus der Grafschaft Glatz, Großdechant Franz Jung.

Daher halte ich das nunmehr angekündigte Ende der bisherigen ver­triebenenseelsorgerischen Strukturen der katholischen Kirche für sehr bedauerlich. Auch Kirche kann Heimat bieten und sollte in diesen Bestrebungen nicht nachlassen.

Ich begrüße, dass der Erfurter Weihbischof Dr. Reinhard Hauke weiter­hin Beauftragter der deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebe­nen- und Aussiedlerseelsorge bleiben und dass das ehrenamt­liche Engagement katholischer Vertriebenenverbände fortan verstärkt gefördert werden soll.

Dennoch wäre gegenüber den Zeitzeugen von Flucht, Vertrei­bung und Deportation nach dem Zweiten Weltkrieg an ihrem Lebensabend ein deut­licheres Zeichen seelsorgerischer Verbunden­heit wünschens­wert gewesen.

Besonders sie und ihre Nachfahren sind es doch, die aus eigener Schicksalserfahrung und aus christlicher Nächstenliebe heutigen Opfern von Flucht und Vertreibung mit Empathie begegnen und die nach Deutsch­land kommenden Flüchtlinge in ihren Integrations­anstrengungen unterstützen.