Zu dem Besuch des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Prag erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:
Ich begrüße die Reise des Bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer nach Prag, die am 19. und 20. Dezember stattfinden wird. Der offizielle Besuch des Nachbarn Tschechien durch den Bayerischen Ministerpräsidenten, der bisher nie zustande kam, setzt ein richtiges Zeichen.
Es ist besonders positiv, dass der Bayerische Ministerpräsident dabei vom Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe und CSU Europapolitiker Bernd Posselt begleitet wird. Damit hat Seehofer als Schirmherr der Sudetendeutschen ein Versprechen wahr gemacht.
Dieser Besuch findet in einer Zeit statt, in der sich in Tschechien atmosphärisch viel verändert.
Tschechische Regisseure, wie David Vondráček, der neue Preisträger des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises, stehen mit ihrem Wirken für die Aufarbeitung der Vertreibung der Deutschen.
Ehemalige Dissidenten, wie Petr Uhl, sprechen in ihrem Land mutig eine klare Sprache. Bürgerinitiativen, wie die von tschechischen Schülern und Studenten gegründete „Antikomplex“ widmen sich den schwierigen Themen der deutsch-tschechischen Geschichte.
Im ganzen Land hat eine intellektuelle Auseinandersetzung mit der Vertreibung begonnen.
Der Film „Habermann“ unter der Regie des tschechischen Regisseurs Juraj Herz zeigt zutiefst bewegend einen Teil der deutsch-tschechischen Tragödie. Am Ende verlor die gesamte sudetendeutsche Volksgruppe ihre Heimat, verbunden mit brutaler Gewalt und Entrechtung. Der Film zeigt eindrücklich: Niemand war damals ohne Schuld, nicht die Deutschen, nicht die Tschechen, aber nichts rechtfertigte die Vertreibung.
Der BdV unterstützt die Absicht Horst Seehofers, mit dem Besuch „die Voraussetzungen für eine noch bessere Nachbarschaft“ zu schaffen. Die Zeiten der Konfrontation sind vorbei und man muss in einem Europa mit offenen Grenzen, dem man gemeinsam angehört, auch anders aufeinander zugehen.
Da ist die Reise des Bayerischen Ministerpräsidenten genau der richtige Schritt in die richtige Richtung, nämlich die Normalität im Umgang miteinander. Dieser erste offizielle Besuch zusammen mit Bernd Posselt kann als Öffnen einer Tür, die bisher jahrzehntelang verschlossen war, angesehen werden.
Auch kleine Schritte können dann eine große Wirkung haben.