Bericht bei der BdV-Bundesversammlung am 2. Dezember 2016 in Berlin

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB

 

Es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrte Delegierte und Gäste der Bundesversammlung,

zu Beginn möchte ich Sie alle ganz, ganz herzlich begrüßen – wie es sich gehört, zuerst die neuen Mitglieder unserer Bundesversammlung: herzlich willkommen in unserem Kreise zuerst die Damen –

  • die neue Bundesvorsitzende des Verbands der Siebenbürger Sachsen, Frau Herta Daniel
  • meine Kollegin aus dem Deutschen Bundestag, neu im Vorstand der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Frau Elisabeth Motschmann MdB, die heute den neuen Bundesvorsitzenden der Deutsch-Baltischen Gesellschaft, Herrn Dr. Christian von Boetticher vertritt,
  • sowie den neuen Vorsitzenden des Landesverbands Nordrhein-Westfalen, Herrn Rudi Pawelka

Im Namen der Bundesversammlung wünsche ich Ihnen viel Erfolg mit Ihren neuen Aufgaben!

An dieser Stelle möchte ich zwei Personen einen ganz besonderen Dank aussprechen:

Lieber Herr Tölg, für Ihre Arbeit im Sinne und im Dienste der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler sind wir Ihnen zutiefst verbunden. Sie treten heute nicht erneut zu einer Wahl an. Mit Ihnen scheidet heute jemand aus, auf dessen fundierte, langjährige Erfahrung wir immer bauen konnten. Dafür danke ich in unser aller Namen!

Auch Vizepräsident Oliver Dix hat erklärt, heute nicht erneut für ein Amt im Präsidium zu kandidieren. Er dankt sehr herzlich für die zahlreichen Nominierungen und hat seine Bereitschaft erklärt, auch außerhalb des Präsidiums sich mit Rat und Tat für unsere Anliegen nach Kräften einzusetzen, weil diese ihm seit seiner Jugend immer sehr wichtig waren. Heute ist er - mit ärztlichem Attest – entschuldigt, ich danke auch ihm herzlich für die langjährige, sehr gute Arbeit im Bundespräsidium und wünsche ihm baldige Genesung.

Ebenfalls ehrlichen Dank für die geleistete Arbeit spreche ich unseren Vorständen in den Landesverbänden, Kreisgruppen und in den Landsmannschaften aus. Ihre ehrenamtliche Arbeit sowie das Engagement der zahlreichen Mitglieder sind Grundpfeiler unseres Verbands.

Nicht zuletzt danke ich im Namen der Verbandsführung den Mitarbeitern der Bundesgeschäftsstelle, die hinter den Kulissen - auch heute! - dafür sorgen, dass alles reibungslos läuft.

Meine Damen und Herren, seit der letzten Bundesversammlung am 19. Juni 2015 hat sich das Präsidium zu 6 Sitzungen getroffen. Präsidiumssitzungen dienen der Rückkopplung untereinander, der immer wieder neu zu prüfenden und ggf. auszurichtenden Verbandspolitik sowie der Umsetzung der Beschlüsse unseres obersten Verbandsorgans, der Bundesversammlung.

Das Hauptaugenmerk meines Tätigkeitsberichts richtet sich auf den Berichtszeitraum seit der letzten Bundesversammlung 2015. Zwei Aspekte möchte ich vorweg betonen: 

  • zum Ersten, dass den Erfolgen, die der BdV in den letzten beiden Jahren erreichen konnte, eine Teamleistung zugrunde liegt. Die gute Zusammenarbeit im Präsidium sowie der Schulterschluss der Landesverbände und Landsmannschaften waren unabdingbare Voraussetzungen für die Leistungsbilanz unseres Verbandes, die sich schon sehen lassen kann.
  • zum Zweiten möchte ich Sie, sehr geehrte Delegierte, in meinem Bericht nicht nur mit Zahlen und Daten versorgen, sondern auch Entwicklungen, Tendenzen und Perspektiven ansprechen, die für unseren Verband von Bedeutung sind.

Das Präsidium hat im Berichtszeitraum viele Aktivitäten entfaltet. Stichpunktartig möchte ich folgende Termine nennen, die das Präsidium geschlossen wahrgenommen hat:

  • Gespräch mit dem Innenminister des Landes Baden-Württemberg, Reinhold Gall (28.01.2016)
  • Gespräch mit dem Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Baden-Württemberg, Guido Wolf (28.01.2016)
  • Meinungsaustausch mit der djo – Deutsche Jugend in Europa (11.04.2016)
  • Teilnahme am BdV-Jahresempfang in Berlin mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (12.04.2016)
  • Gespräch mit der Staatsministerin im Bundeskanzleramt, Prof. Monika Grütters MdB (12.04.2016)
  • Gespräch mit der Direktorin der Stiftung SFVV, Gundula Bavendamm (13.04.2016)
  • Gespräch mit dem Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Hartmut Koschyk (19.06.2016)
  • Teilnahme am Nationalen Gedenktag in Berlin mit Grußwort des BdV-Präsidenten (20.06.2016)
  • Teilnahme am Tag der Heimat in Berlin mit Bundespräsident Joachim Gauck (03.09.2016)
  • Teilnahme der Vertreter des BdV im Stiftungsrat am Richtfest für das Deutschlandhaus in Berlin (17.10.2016)
  • Teilnahme an der Gedenkveranstaltung des Volksbunds dt. Kriegsgräberfürsorge im pommerschen Neumark (22.10.2016)
  • Gespräch mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (23.11.2016)

In meiner Funktion als Präsident des BdV wurde ich zu diversen Veranstaltungen eingeladen, wo ich Reden bzw. Grußworte sprechen durfte. Stellvertretend möchte ich nennen

  • den Festakt des BdV NRW „70 Jahre Vertriebene in NRW“ in Düsseldorf sowie die Feierstunde der CDU-Landtagsfraktion NRW zum Tag der Heimat in Ratingen (09.04.2016)
  • den Landesverbandstag des BdV Baden-Württemberg in Stuttgart (23.04.2016)
  • und den Zentralen Landesgedenktag Bayern in Nürnberg (26.06.2016)

An dieser Stelle bedanke ich mich ganz herzlich bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus dem Präsidium, die unseren Verband wiederholte Male würdig vertreten haben, wenn ich einer Einladung nicht persönlich folgen konnte.

Den Themenblock „Termine“ abschließen möchte ich mit der Erwähnung, dass ich ferner im Rahmen der verständigungspolitischen Arbeit

  • u.a. Teil der Delegation des Bundespräsidenten Gauck beim Besuch in Rumänien und in Slowenien gewesen bin;
  • mit der Gruppe der Vertriebenenabgeordneten der CDU/CSU-Fraktion an einer Reise nach Tschechien teilnehmen konnte;
  • an der staatlichen Gedenkfeier zur Erinnerung an die Vertreibung und Deportation der Ungarndeutschen in Wudersch in Ungarn teilgenommen habe;
  • auf Einladung des Volksbundes die Gedenkrede an der Kriegsgräberstätte in Neumark in Polen gehalten habe
  • einer Einladung zur Abschlussveranstaltung der Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum des Deutsch-Polnischen Nachbarschaftsvertrags nach Warschau gefolgt bin und dort - auch als BdV-Präsident - Gespräche im Sejm und im Kulturministerium führen konnte.

Ich bringe - verhalten positive - Nachrichten aus Polen mit: Sowohl mit den Vertretern für internationale Beziehungen des Kulturministeriums als auch der Vorsitzenden des Kulturausschusses im polnischen Sejm konnte ich gestern offene und konstruktive Gespräche führen, etwa zu einem ehrlichen Umgang mit der eigenen Geschichte, zu einer angemessenen, vielleicht auch gemeinsamen Erinnerungskultur – und auch zu einem echten Herzensanliegen:

Ich habe die Frage der Glocke der Wilhelm Gustloff angesprochen, die heute im Vorraum des Marinemuseums in Danzig steht.

Für uns ist sie aber Zeugin eines der dramatischsten Kriegsverbrechen, als das sowjetische U-Boot das offenkundig Zivilpersonen, Frauen und Kinder, transportierende Schiff in der eisigen Ostsee versenkte. Ich habe darum gebeten, diese Glocke als „Botschafterin der Verständigung“, als Leihgabe für unsere Dauerausstellung in Berlin zur Verfügung zu stellen, und die Gesprächspartner meinten, man könne „über alles Sprechen“! Das ist ein guter Anfang, meine Damen und Herren! 

Ich habe anlässlich zahlreicher Veranstaltungen in Berlin Gespräche mit offiziellen Vertretern der meisten östlichen Nachbarländer führen können – mit Botschaftern, Konsuln, Parlamentariern, Vertreter der Kirchen, (…). Nur beispielhaft erwähne ich den Deutsch-Baltischen Abend vor wenigen Tagen, der auch die Gelegenheit geboten hat, Anliegen des Deutsch-Baltischen Jugendwerks zu besprechen.

Am 24. Februar 2016 hat die Bundesregierung auf Vorschlag der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) die "Weiterentwicklung der Konzeption zur Erforschung, Bewahrung, Präsentation und Vermittlung der Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa nach §96 Bundesvertriebenengesetz (BVFG), Deutsche Kultur und Geschichte im östlichen Europa: Erinnerung bewahren – Brücken bauen – Zukunft gestalten" beschlossen. Diese Neukonzeption zeigt bereits erste Erfolge:

Sehr erfreulich ist die Tatsache, dass die Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa im Rahmen des Bundeshaushalts 2017 eine beachtliche Aufwertung erfährt.

Beispielhaft nenne ich die Erhöhung des Ankaufsetats des Deutschen Historischen Museums in Berlin um 12 Millionen Euro. Mit diesen Mitteln wird das Museum eine aus über 140 Objekten bestehende Sammlung bedeutender historischer Zeugnisse der angewandten Kunst aus den ehemals deutschen Ost- und Siedlungsgebieten Mittelosteuropas erwerben. Die Objekte stammen aus dem Baltikum, Ostpreußen, Westpreußen, Danzig, Pommern, Schlesien und Oberschlesien.

Gefördert wird auch die Überarbeitung der Dauerausstellung des Ostpreußischen Landesmuseums in Lüneburg. Weitere Mittel sind als Bundesanteil an den Kosten des Erweiterungsbaus für die künftige Darstellung der Geschichte Königsbergs ebenfalls im Haushalt eingestellt.

Beide Posten waren dringend notwendig zur Pflege und Erhalt des ostpreußischen Kulturerbes.

Der Umbau von Schloss Horneck in Gundelsheim, des geistigen Mittelpunkts der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, zu einer Begegnungsstätte und die Stärkung des dortigen Siebenbürgischen Museums werden finanziell unterstützt.

Durch die finanzielle Entlastung der ‚Stiftung für die Entwicklung Schlesiens‘, deren Mittel nächstes Jahr zu Ende gehen werden, wird vor allem die deutsche Minderheit in Polen gefördert, die über 500 Einrichtungen vorweisen und Unterstützung aus Deutschland gut gebrauchen kann! Diese Einrichtungen hat der BdV übrigens seinerzeit mit aufgebaut!

Es freut mich, dass das BMI weiterhin durch die finanzielle Unterstützung verständigungspolitischer Maßnahmen einen Beitrag zu der erfolgreichen Arbeit unserer Landsmannschaften leistet. Substantielle Unterstützung für unterschiedliche Projekte gibt es auch 2017 für die deutschen Minderheiten in Tschechien, Rumänien und Russland.

Für das Haushaltsjahr 2017 wurden auch die Mittel für die Migrationsberatung aufgestockt. Davon profitieren einige Mitgliedsverbände, die soziale Beratung von Spätaussiedlern und Zuwanderern anbieten.

Bereits in diesem Jahr ist aus dem Etat des BKM eine Bundesförderung für das Museum für russlanddeutsche Kultur in Detmold angelaufen.

Mit Mitteln der BKM wird in den kommenden vier Jahren auch der Bau des Museums im Grenzdurchgangslager Friedland gefördert.

Der Bund wird die Hälfte der geschätzten Kosten übernehmen, die andere Hälfte trägt das Land Niedersachsen. Für die Geschichte der Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler hat Friedland eine ganz besondere Bedeutung.

Es ist zutiefst bedauerlich, dass ein Erfolg wie in Friedland für Unna-Massen in Nordrhein-Westfalen nicht vermeldet werden kann. Dort sträubt sich die rotgrüne Landesregierung weiterhin mit Händen und Füßen gegen eine Erinnerungsstätte für uns.

Es bleibt unsere Aufgabe, trotz der für 2017 bereits eingestellten Haushaltsmittel, dafür zu werben, dass die Vertriebenen und ihre Verbände verstärkt Berücksichtigung finden. Gemessen an dem Kulturetat einer Großstadt, ist der Etat durchaus noch ausbaufähig.

Ich denke z.B. an die Kulturreferenten: Wenn diese schon nicht für die Landsmannschaften arbeiten, so sollten sie es zumindest mit ihnen tun.

In einigen Fällen passiert das bereits, in anderen wünschen wir uns das!

In einer anderen wichtigen Angelegenheit, nämlich unserer Sorge um den Verbleib der Heimatortskarteien und weiterer Unterlagen des Kirchlichen Suchdienstes, erhielt ich Mitte des Jahres gute Nachrichten von Staatsministerin Monika Grütters MdB. Wie Sie wissen, hatte der BdV bei der Bundesregierung interveniert, um nach Beendigung der Arbeit des KSD zumindest die wichtigen Unterlagen zu retten. Frau Prof. Grütters teilte mir mit, dass die Übernahme der digitalisierten Heimatortskarteien sowie weiterer Unterlagen des KSD durch das Lastenausgleichsarchiv in Bayreuth beschlossen sei und entsprechende Mittel in den Haushalt eingestellt wurden.

Wie Sie wissen, ist es dem BdV gelungen, dass ehemalige deutsche Zwangsarbeiter, die als Zivilpersonen aufgrund ihrer deutschen Staats- oder Volkszugehörigkeit während des Zweiten Weltkrieges und danach zur Zwangsarbeit herangezogen wurden, eine Entschädigung in Form eines einmaligen Anerkennungsbetrags erhalten. Endlich schließt sich auch diese wichtige Gerechtigkeitslücke. Das große Leid, das viele deutsche Zivilpersonen am Ende und nach dem Zweiten Weltkrieg unverschuldet zu ertragen hatten, erfährt auf diese Weise eine symbolische Anerkennung und ist eine wichtige Geste der Wertschätzung für diese große Opfergruppe. Hierfür werden in drei aufeinanderfolgenden Jahren insgesamt 50 Mio. Euro im Haushalt des BMI bereitgestellt.

Zum aktuellen Stand kann ich Ihnen berichten, dass die Bearbeitung der Anträge, die beim Bundesverwaltungsamt angesiedelt ist, bereits seit dem 1. August angelaufen ist. Mittlerweile sind mehrere tausend Anträge eingegangen, viele Hundert wurden bereits bewilligt, die Entschädigungen sind zur Auszahlung gekommen.

Unsere BdV-Bundesgeschäftsstelle erhält täglich zahlreiche Anfragen in dieser Sache. Die Mitarbeiter informieren die Interessierten dann individuell und helfen weiter. Die Rückmeldungen der Betroffenen sind positiv, viele zeigen sich zutiefst dankbar – sowohl für die politische Durchsetzung der Entschädigung, als auch für die bisher reibungslose Abwicklung der Verfahren.

Unter dem Gesichtspunkt des Erinnerungstransfers und der Wissensvermittlung über Geschichte und Schicksal der Vertriebenen hat sich das Projekt „Zeitzeugendatenbank“ bereits bewährt. Die BdV-Bundesgeschäftsstelle verfügt über eine Datenbank, die mittlerweile über 400 Zeitzeugen aus dem ganzen Bundesgebiet führt.

Die Zeitzeugen stammen aus den ehemals deutschen Siedlungsgebieten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, so z.B. aus Ostpreußen, Westpreußen, Danzig, Pommern, Ostbrandenburg, Schlesien, aber auch aus dem Sudetenland und dem Donauraum. Diese Personen haben Flucht und Vertreibung als Kinder persönlich erlebt. Weitere Zeitzeugen stammen aus Siebenbürgen oder aus den deutsch besiedelten Gebieten Russlands und den ehemaligen GUS-Staaten. Diese kamen überwiegend als (Spät-)Aussiedler nach Deutschland – und können über die Repressalien berichten, denen sie sich als Deutsche in Staaten des kommunistischen Ostblocks ausgesetzt sahen.

Im Bereich der Jugendarbeit möchte ich Ihnen von 2 Veranstaltungen berichten. Zum einen von dem Gespräch des Präsidiums mit der Spitze der

djo – Deutsche Jugend in Europa. Dieses Treffen war sehr aufschlussreich. Es hat dem Präsidium sehr deutlich vor Augen geführt, dass die djo sich von der Jugendarbeit für unsere Jugend entfernt hat, sich in eine ganz andere Richtung entwickelt, in der sich unsere landsmannschaftlichen Jugendverbände inhaltlich kaum noch wiederfinden. Das liegt ein kleines Stück weit auch an uns, unsere Jugendverbände haben die djo in letzter Zeit vielleicht zu wenig gefordert. Die aktuell laufenden Gespräche mit der djo haben zum Ziel, unsere Jugendverbände wieder präsent werden zu lassen und mit den Migrantenverbänden in der djo zumindest wieder auf Augenhöhe zu bringen.

Es wäre schade, wenn wir auf die jahrzehntelange Expertise der djo auf dem Gebiet der Jugendarbeit verzichten würden. Trotzdem ist es erst einmal folgerichtig, dass der BdV die Jugendarbeit der Landsmannschaften als BdV-eigenes Anliegen stärker unterstützt und koordinierend hilft.

Dazu hat die Bundesgeschäftsstelle einen Runden Tisch Jugend durchgeführt, an dem ich seitens des Präsidiums auch teilgenommen habe.

Die Resonanz der Jugendverbände war so positiv, dass wir den Runden Tisch Jugend zukünftig fortführen sollten.

Ein weiteres Thema, dem der BdV seine Aufmerksamkeit widmet, ist die Altersarmut bei Spätaussiedlern.

Hier müssen wir vor allem die Interessen der Deutschen aus Russland unterstützen, die sich verstärkt von diesem Phänomen betroffen sehen. Ich verweise auf den entsprechenden Antrag unter TOP 13, mit dem wir uns nachher noch beschäftigen werden.

Eins muss uns allen klar sein: Diese Menschen, die als Deutsche unter kommunistischer Knute gelitten haben, bedürfen heute unserer Solidarität, ohne Einschränkungen. Deswegen freue ich mich schon, hier ganz aktuell eine weitere positive Entwicklung berichten zu können: Das von uns erarbeitete Positionspapier zur Bekämpfung der Altersarmut bei Spätaussiedlern hat die Herzen und den Verstand der Unionsfraktion erreicht, von Herrn Kauder gab es positive Signale. Von 100 Mio. Euro, die man schultern wolle, ist die Rede. Dafür setzen wir uns mit aller Kraft ein!

Was das Verhältnis zu unseren östlichen Nachbarländern angeht, möchte ich an dieser Stelle die sudetendeutschen Landsleute hervorheben. Unter allen bilateralen Beziehungsgeflechten sehe ich in Tschechien die größten Fortschritte. Sicherlich hat die Geste der Satzungsänderung mit klugen Formulierungen - ohne Preisgabe berechtigter Positionen - neue Türen geöffnet. Schon der Auftritt des tschechischen Kulturministers Daniel Herman beim Sudetendeutschen Tag ist aus unserer Sicht historisch zu nennen.

Auch wenn noch nicht alles erledigt ist (Benes-Dekrete), dann sind das doch ermutigende Zeichen.

Dank und Anerkennung geht auch an die ostpreußischen Landsleute, die mit dem Kommunalpolitischen Kongress und dem Dt.-Russ. Forum den Dialog mit den Heimatländern pflegen.

Ich verweise – auch der fortschreitenden Zeit wegen – auf den Antrag „Sechs Jahrzehnte Brückenbau“, über den wir nachher ebenfalls sprechen werden. Dort finden sich einige der Erfolge aufgelistet, die der BdV und seine Landsmannschaften im Verhältnis zu den Nachbarländern zu verzeichnen haben.

Nur noch so viel: Ein gutes Verhältnis zu diesen Ländern ist der Garant dafür, dass wir unseren Anliegen ein Lösungsumfeld schaffen und auch den heimatverbliebenen Landsleuten weiterhin helfen können, diese nicht im Stich lassen, und uns so nicht zuletzt für unser aller in den Heimatregionen verbliebenes deutsches Kulturgut einsetzen können.

Sehr geehrte Damen und Herren, alle Aktivitäten, an denen das Präsidium, aber auch unsere Landes- und Kreisverbandsvorsitzenden und die unzähligen ehrenamtlichen Mitglieder beteiligt waren,

  • ob verständigungspolitischer Art
  • sozial- und integrationspolitisch
  • oder die Erinnerungskultur betreffend,

ordnen sich unseren Satzungszielen unter.

Hinzu kommen Aufgaben wie: den BdV in der Öffentlichkeit zu präsentieren, für seine Ziele und Anliegen zu werben, für seine Mitglieder etwas zu bewegen und Mitstreiter in Politik und Gesellschaft zu mobilisieren.

An diesen Zielen muss sich die Verbandsspitze immer wieder messen lassen, auch in Zukunft!

Unser Verband wird in der Presse, aber auch in der parteienübergreifenden Politik in stark zunehmendem Maße als verlässlicher und kompetenter Partner gesehen, der repräsentativ und konstruktiv-lösungsorientiert für die Heimatvertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler auftritt. Wir haben es geschafft, der Öffentlichkeit zu vermitteln, dass wir für Menschenrechte, für Völkerverständigung und Versöhnung in einem geeinten und friedlichen Europa eintreten. Dieser Kurs ist für unsere Glaubwürdigkeit unabdingbar: Denn es ist nicht der Hass auf diejenigen, die uns Unrecht zugefügt haben, der uns eint, sondern die Bereitschaft, auf unsere östlichen Nachbarn zuzugehen, ihnen die Hand zu reichen – so lange, bis sie ergriffen wird und wir mit unseren Anliegen weiterkommen.

Wir können nicht bei jeder Gelegenheit zu Recht (!) den Versöhnungsgedanken aus der Charta der Heimatvertriebenen anführen, ohne auch unser verbandspolitisches Handeln strikt danach auszurichten. In unserem vereinten Europa ist Verlässlichkeit unter Partnern ein hohes Gut, um das es zu kämpfen lohnt. Gerade deshalb fordern wir nach wie vor einen ehrlichen Umgang mit der eigenen Geschichte – hier und in unseren alten Heimatgebieten.

Dazu gehört der von Deutschland verbrochene Krieg, dazu gehört aber auch das Geschehen NACH diesem Krieg in unseren Nachbarländern!

Der BdV wird seine Aufgabe wahrnehmen, bei jeder Gelegenheit daran zu erinnern, dass die Vertreibung der Deutschen genauso ein Unrecht darstellt, wie die Vertreibungen anderer Gruppen und Völker – ohne zeitliche und räumliche Einschränkung. Dafür stehen wir!

Meine Damen und Herren, der BdV hat im Laufe der letzten sechs Jahrzehnte das politische und gesellschaftliche Geschehen in Deutschland mitbestimmt.

Die Vertriebenen haben zum Aufbau Deutschlands anerkanntermaßen viel beigetragen. Ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat Zeichen gesetzt und Spuren in allen gesellschaftlich relevanten Bereichen hinterlassen. Viele unserer positiven Beiträge und Forderungen wurden von einer breiten Basis getragen, der BdV konnte immer „mit Nachdruck“ sprechen. Auch deswegen wurden Forderungen erfüllt.

Der BdV nimmt Aufgaben zur Förderung des friedlichen Miteinanders mit den östlichen Nachbarn wahr und bündelt und vertritt dabei die Interessen aller Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler. Dazu gehört auch die Beratung und inhaltliche Unterstützung unserer Mitgliedsverbände. Wir sind für alle Vertriebenen da, ob Mitglieder oder nicht, wirkt das, was wir erreichen, für jeden.

Unser Verband schultert für uns alle eine Vielzahl an Aufgaben:

  • Bewahren, Pflegen und Weiterentwickeln der Kultur der ehemaligen deutschen Ostgebiete sickern viel zu langsam in das Bewusstsein der Gesamtgesellschaft – noch liegt diese Aufgabe fast ausschließlich bei uns, geht aber alle etwas an!
  • wir sind die Interessenvertreter und das Sprachrohr aller Heimatvertriebenen und Spätaussiedler; wir bündeln ihre Sorgen und tragen sie als Forderungen mit Lösungsvorschlägen in die Politik
  • wir sind die Brücke zu den Heimatverbliebenen und bieten diesen Hilfe an, wann immer diese nötig ist. Wir sind aber auch, vor allem durch unsere Basis in unseren Kreis- und Heimatortsgruppen, zusammen mit den heimatverbliebenen Deutschen, Akteure im interkulturellen europäischen Dialog, Brückenbauer zwischen Deutschland und unseren östlichen Nachbarländern
  • unser Erfahrungsschatz und unsere Expertise sind heute auch gefragt, wenn es um Lösung der aktuell vordringlichen Probleme der Integration von kulturfremden Migranten geht. Wir werden immer auf eine klare Differenzierung zwischen deutschen Vertriebenen und Spätaussiedlern einerseits und den kultur- und sprachfremden Migranten von heute bestehen, weil diese nicht vergleichbar sind.
  • wir sind durch unsere Geschichte angehalten, den Erinnerungsfokus der deutschen Gesellschaft wieder und wieder auf die Opfer aus den eigenen Reihen, aus unseren!, zu lenken.

Wir fordern einen wahrhaftigen Umgang mit der Geschichte, ohne die historischen Kausalitäten zu verkennen: Naziterror bleibt Naziterror, das Unrecht der Vertreibung bleibt Vertreibungsunrecht! Das Recht auf Heimat bleibt Menschenrecht!

  • wir sind ein Verband, der für Menschenrechte eintritt, wenn es um die Interessen der Heimatvertriebenen und Spätaussiedler geht. Kollektivschuld lehnen wir ab!
  • wir leisten den Erinnerungstransfer von der Erlebnisgeneration zur Bekenntnisgeneration; auch als Mahnung, dass die Geschichte, auch die der Vertriebenen, sich niemals wiederholen darf.

Zum Ende meines Berichtes möchte ich ganz kurz zusammenfassend Bilanz ziehen. Der Bund der Vertriebenen hat in den letzten zwei Jahren viel erreicht – innenpolitisch, grenzüberschreitend, in der Öffentlichkeit.

Unsere Erfolge verdanken wir uneingeschränkt dem in sich stimmigen, geschlossen positiven Bild, das wir als Verband nach außen abgeben.

Es ist dieser Zusammenhalt als Schicksalsgemeinschaft, der uns stark macht. Wir haben eine historisch bewegte Vergangenheit, Erfahrungen im Umgang und Zusammenleben mit anderen Völkern und wir sind Erben einer vielfältigen Kultur, um deren Erhalt wir nur zusammen kämpfen können.

Ich danke allen Weggefährten für das vertrauensvolle Miteinander im Präsidium und den verschiedenen Gremien, in denen ein jeder von uns sich für die gemeinsame Sache einsetzt.

Die Solidargemeinschaft des BdV braucht nicht nur moralischen Zusammenhalt, den finanziellen Rückhalt durch die Beiträge seiner Mitgliedsverbände und Förderung, sondern es braucht SIE! Wir können nur so stark auftreten, wie stark wir auch sind.

Der BdV ist und bleibt in Deutschland unverzichtbar.

Danke!