Bleibende Erinnerung und Mahnung

Die Toten aus dem Massengrab in Marienburg erhalten endlich eine würdige Ruhestätte. Hierzu erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinach MdB:

Am 14. August 2009 werden die Toten, die aus einem Massengrab in Marienburg geborgen wurden, auf der deutschen Kriegsgräberstätte in Neumark bei Stettin ihre letzte Ruhestätte finden. Dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge mit seinem Präsidenten Reinhard Führer gebührt großer Dank für sein Engagement.

Es ist gut, dass die Einbettung während einer öffentlichen Gedenkfeier erfolgt und ich begrüße, dass hierfür ein gesondertes Grabfeld gestaltet wurde, auf dem auch künftig zivile deutsche Kriegsopfer begraben werden sollen.

Die deutschen Vertriebenen trauern um ihre Landsleute, die während Flucht und Vertreibung zu Tode gekommen sind. Deshalb ist es wichtig, eine würdige Ruhestätte zu haben, an der ihrer gedacht werden kann. Für den Bund der Vertriebenen wird BdV-Generalsekretärin Michaela Hriberski an der Gedenkfeier teilnehmen und so die Anteilnahme der Vertriebenen an dem Schicksal der unschuldigen Opfer von Flucht und Vertreibung bekunden.

Bestattet werden die sterblichen Überreste von 2.116 Menschen, unter ihnen 1.001 Frauen und 377 Kinder, 381 Männer und 352 Menschen, deren Geschlecht und Alter nicht bestimmt werden konnte. So, wie es angesichts der Umstände keine Zweifel gibt, dass es sich um deutsche Zivilopfer handelt, so gibt es wohl kaum Hoffnung, zu erfahren, wer diese Menschen waren und wie sie zu Tode kamen.

Nach Angaben des polnischen Gerichtsmediziners lässt der Zustand der meisten Gebeine vermuten, dass diese Menschen durch Hunger, Kälte und Krankheiten umgekommen sind. Wenige Gebeine wiesen Merkmale eines gewaltsamen Todes durch Waffeneinsatz oder infolge von Kampfhandlungen auf. Gerade dies sollte aber noch einmal eingehender untersucht werden.

Das Massengrab in Marienburg reißt alte Wunden auf und lenkt den Blick auf das Nachkriegsgeschehen in Polen und den polnisch verwalteten Gebieten. Flucht, Vertreibung aber auch Lagerhaft forderten viele Opfer unter der deutschen Bevölkerung in Schlesien, Pommern, Ost-Brandenburg und Ostpreußen. Das Bundesarchiv ermittelte bereits in den 1970er Jahren über 2.000 Lager. Wir müssen uns darauf einstellen, dass künftig noch mehr Massengräber gefunden werden. Deshalb muss es heute und in Zukunft vorrangige Aufgabe deutscher Politiker sein, hier für ein angemessenes und würdevolles Gedenken über den Tag hinaus zu sorgen.