Zum Plan eines Denkmals zum Gedenken an die polnischen Opfer der deutschen Besatzung 1939 bis 1945 in Berlin erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:
Die deutschen Heimatvertriebenen und Spätaussiedler begegnen dem Schicksal der polnischen Opfer des Nationalsozialismus mit Empathie und gestalten bereits seit vielen Jahren eine Politik der ausgestreckten Hand in ihre Heimatgebiete. Bereits während der 2004 vom Bund der Vertriebenen durchgeführten Gedenkveranstaltung zum Warschauer Aufstand wurden Zeichen gegenseitiger Empathie und Opfergedenkens gefordert.
Wenn ein eigener Gedenkort für diese Opfergruppe in Berlin den Weg zu einer wachsenden Empathie auch der polnischen Seite für zivile deutsche Opfer der Kriegs- und Nachkriegszeit bereitet und sich inhaltlich und architektonisch angemessen in das gut durchdachte Gedenkstättenkonzept des Bundes einfügt, könnte dieser zu einem weiteren Mosaikstein im großen Bild der grenzüberschreitenden Verständigung werden.
Im Deutschlandhaus am Anhalter Bahnhof wird zukünftig die Dauerausstellung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ über das Schicksal der vertriebenen Deutschen hinaus auch an das Schicksal vertriebener Polen erinnern. Schon jetzt kann in der Topographie des Terrors auch polnischer Opfer des Nationalsozialismus gedacht werden. Und das Gedenken an die deportierten und ermordeten polnischen Juden ist bereits heute ein wichtiger Teil des unweit gelegenen Holocaust-Mahnmals.
Der deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung wird in Berlin am Theodor-Heuss-Platz gedacht. Dort mahnt seit 60 Jahren die Ewige Flamme gegen Vertreibungen und ethnische Säuberungen. Eine Ergänzung der Berliner Gedenkstättenlandschaft durch ein vergleichbares Denkmal für die polnischen Opfer der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg ist ein unterstützenswertes Anliegen.
Ein ähnlich selbstverständlicher und sichtbar platzierter Gedenkort in Polen an die zivilen deutschen Opfer der Kriegs- und Nachkriegszeit – die Opfer ethnischer Säuberungen, von Flucht und Vertreibung oder von Lagern wie etwa Lamsdorf, Zgoda und Potulitz – wäre zudem ein geeigneter Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte und zur Schaffung gegenseitiger Empathie.
Verhindert werden sollte die zunehmend beobachtete Instrumentalisierung solcher Gedenkorte und -einrichtungen durch einzelne Gruppen. Niemandem hilft es, wenn solche Initiativen zum Zankapfel werden, wie wir dies etwa am Beispiel der Glocke der Wilhelm Gustloff schon erlebt haben. So missbraucht, dienen sie nur zur Aufrechterhaltung von Kollektivschuldtheorien, zur Förderung von Opferkonkurrenz oder zur Beförderung innenpolitischer Ziele.