Deutsch-polnische Verständigung verliert eine wichtige Stimme

Fabritius würdigt Bartoszewski

Zum Tod von Prof. Dr. Władysław Bartoszewski erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB: 

Mit Władysław Bartoszewski hat Europa einen renommierten Außen­politiker, die deutsch-polnische Verständigung eine wichtige polnische Stimme und Polen einen prägenden Staatsmann verloren. Bartoszewski hat im Zweiten Weltkrieg das Grauen von Auschwitz und den Warschauer Aufstand erlebt und überlebt. Er hat erlebt, wie seine Heimat vom national­sozialistischen Terror überrollt und wieder befreit wurde, nur um in das nächste menschenrechts­verachtende Unrechts­regime zu gleiten. Stets ist er offen für seine antitotalitären Über­zeugungen eingetreten und wurde dafür bis zum Niedergang des Kommunismus immer wieder mit Strafen belegt.

Gerade in diesem Jahr sei an die Gedenkstunde zum 50. Jahrestag des Kriegsendes vor 20 Jahren erinnert, als Bartoszewski – der ehemalige KZ-Häftling – als polnischer Außenminister im Deutschen Bundestag sprach. Dort bekannte er: „Als Volk, das vom Krieg besonders heimgesucht wurde, haben wir die Tragödie der Zwangsumsiedlungen kennengelernt sowie die damit verbundenen Gewalttaten und Verbrechen. Wir erinnern uns daran, dass davon auch unzählige Menschen der deutschen Bevölkerung betroffen waren und dass zu den Tätern auch Polen gehörten. Ich möchte es offen aussprechen: Wir beklagen das individuelle Schicksal und die Leiden von unschuldigen Deutschen, die von den Kriegsfolgen betroffen wurden und ihre Heimat verloren haben.“

Bartoszewski stand der Arbeit der deutschen Vertriebenenverbände überwiegend kritisch gegenüber. Dennoch war er mit dem langjährigen BdV-Präsidenten Herbert Czaja persönlich bekannt und pflegte den Austausch mit ihm.

Es ist schade, dass es unter meiner Amtsvorgängerin Erika Steinbach MdB trotz ihrer zahlreichen Versuche nicht zu einem Meinungs­austausch mit Bartoszewski gekommen ist.

Gerne hätte ich Władysław Bartoszewski als großen Europäer in den von mir begonnenen Dialog mit Polen eingebunden. Ich bedauere sehr, dass dies nun nicht mehr möglich ist.