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„Ein Europäer mit Herz, Haltung und Herkunft“

Namensbeitrag von Stephan Mayer MdB zum 60. Geburtstag von Dr. Bernd Fabritius

Am 14. Mai 2025 feiert Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen, seinen 60. Geburtstag. Als BdV-Vizepräsident gratuliere ich stellvertretend für das Präsidium herzlich zu diesem besonderen Anlass und möchte gleichzeitig auch persönlich das nun schon so viele Jahre währende Wirken eines Mannes würdigen, dessen Leben und Engagement beispielhaft für Heimatpolitik, grenzüberschreitende Verständigung und das europäische Miteinander stehen.
 

Geboren 1965 im siebenbürgischen Agnetheln, wurde Bernd Fabritius früh mit den Herausforderungen des Lebens als Angehöriger einer nationalen Minderheit konfrontiert. Die Ceaușescu-Diktatur in Rumänien war geprägt von Entrechtung, Diskriminierung und dem Versuch, kulturelle Identitäten auszulöschen. Das galt sowohl für die Mehrheitsgesellschaft als auch, gravierend deutlicher, für die Angehörigen der verschiedenen Minderheiten. „Ich wurde aus Schlangen vor Lebensmittelgeschäften geschubst, weil man meinen deutschen Akzent erkannt hat“, so erinnert er sich an seine Jugendjahre.

1984 gelang seiner Familie nach jahrelangem Kampf die Aussiedlung nach Deutschland. Ein neues Zuhause fanden sie in Bayern – genauer gesagt in Waldkraiburg, der ältesten „Vertriebenenstadt“ Deutschlands – im Herzen des Kreises Mühldorf a. Inn, das zu meinem Bundestagswahlkreis zählt. 

Nach und nach wurden Land und Leute in Bayern für ihn zur neuen Heimat. Die Tatsache, dass dies für ihn niemals ein Gegensatz war, sondern eine Ergänzung bedeutete, spricht für eine Identität, die zutiefst europäisch ist. 

„Heimat ist die Topografie des Herzens“

Bernd Fabritius hat den Ausspruch geprägt: „Heimat ist die Topografie des Herzens.“ Das ist die verbale Verdichtung eines ungemein positiven Heimatbegriffes, der weiten Raum zur Definition bietet und in dem sich die geografische Herkunft, die Verortung in der Familie, im Glauben, in der Kultur und in der Volksgruppe, aber auch etwa die Gerüche der heimischen Küche wiederfinden können.

Diese doppelte Verwurzelung – in Siebenbürgen und in Deutschland – prägt sein Leben, seine Haltung und sein Handeln. Für Fabritius bedeutet Heimat nicht nur Herkunft, sondern auch Verantwortung. Er ist stolzer Bayer, politisch engagierter Deutscher, überzeugter Europäer, aber vor allem ist und bleibt er Siebenbürger Sachse. 

Diese Volksgruppenidentität ist keine Folklore, sondern lebendige Grundlage seines politischen und gesellschaftlichen Wirkens. Es ist für ihn die Gemeinschaft, „die Heimat ist, in der man lacht, trauert und versteht“. 

Überzeugter und überzeugender Brückenbauer

Ob als Vorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen (2007-2015, danach bis 2018 Verbandspräsident), als Präsident des Bundes der Vertriebenen (seit 2014) oder als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten (2018-2022 und seit 2025): Stets hat Fabritius gezeigt, wie sehr ihm der Brückenbau am Herzen liegt. Es zählt zu seinen großen Stärken, auch Menschen mit unterschiedlichen Meinungen und Überzeugungen zeigen zu können, wo ihre Gemeinsamkeiten liegen. Auf die Art ist es ihm immer wieder gelungen, in einem politisch sensiblen Feld mit großem Fingerspitzengefühl Verständnis zu fördern – gerade auch im Umgang mit den Herkunftsländern der Vertriebenen.

Sein diplomatisches Geschick zeigt sich vor allem in der Entspannung der Beziehungen des BdV zu unseren östlichen Nachbarn. Wo einst Konfrontation dominierte, setzte Fabritius auf ehrliche Gespräche, auf „Versöhnung durch Wahrheit“ und auf das Aufarbeiten gemeinsamer Geschichte, ohne diese zu instrumentalisieren.

Wichtige innenpolitische Akzente – Ächtung von Vertreibungen

Auch innenpolitisch hat sich Bernd Fabritius immer wieder hervorgetan – nicht zuletzt als erfolgreicher Fürsprecher für die Interessen der Spätaussiedler. Unter seiner Führung hat sich der BdV erfolgreich für eine weitere Reform des Bundesvertriebenengesetzes eingesetzt. Immer wieder thematisiert er die dringend notwendige Reform des Fremdrentengesetzes. Dies zeugt von seinem unermüdlichen Einsatz für Gerechtigkeit und die Anerkennung des Kriegsfolgeschicksals. Dabei ging es ihm stets um Teilhabe, Würde und Respekt gegenüber Schicksalen und Lebensleistungen.

In all seinen Ämtern, aber besonders während seiner Zeit im Deutschen Bundestag (2013-2017, 2021) und im Europarat hat er das Thema Heimat auf die internationale Ebene gehoben und dabei stets betont „Vertreibung muss weltweit geächtet, verboten und bestraft werden.“ Vertreibung aus der Heimat bewertet er als eines der traumatischsten Erlebnisse, die einem Menschen widerfahren können.

Authentischer Anwalt der Vertriebenen und der Minderheiten

Sein Einsatz für Minderheitenrechte, kulturelle Vielfalt und die europäische Idee wurzelt in seiner eigenen Biografie – und macht ihn zu einem glaubwürdigen Anwalt all jener, die ihre Heimat verlassen mussten oder entrechtet wurden.

Seine Überzeugungen – klar, werteorientiert, aber stets offen für Entwicklung – machen ihn zu einem politischen Gestalter, der Tradition nicht als Widerspruch zur Moderne begreift. Es ist dieses Zusammenspiel aus Herkunft, Haltung und Handlungswille, das Bernd Fabritius in besonderer Weise auszeichnet.

Zu seinem 60. Geburtstag danken wir Dr. Bernd Fabritius für seinen unermüdlichen Dienst an der Gemeinschaft und wünschen ihm Gottes Segen für viele weitere Jahre. Sein Leben steht beispielhaft für das, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen – aus der Geschichte heraus, für die Gegenwart und mit Blick auf die Zukunft.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Dr. Bernd Fabritius!

Stephan Mayer MdB

Dr. Bernd Fabritius (li.) und Stephan Mayer (re.) empfangen die noch amtierende Bundesinnenministerin Nancy Faeser (2. v. li.) und die Bayerische Schirmherrschaftsministerin Ulrike Scharf (2. v. re.) beim Jahresempfang am 8. April 2025 (Foto: BdV/bundesfoto).