Zum Tod von Alexander Solschenizyn erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:
Wenige Monate vor seinem 90. Geburtstag ist in Moskau Alexander Solschenizyn gestorben. Der Literaturnobelpreisträger (1970) und Verfasser des monumentalen dreibändigen Dokumentarberichts „Archipel Gulag“ (1970-74) bürgte wie kaum ein Zweiter für eine freiheitliche russische Kultur, die Zarismus und Kommunismus überstand. Der Hass, mit dem ihn die Kommunisten bis ins jahrzehntelange Exil – zuerst in Deutschland, dann in der Schweiz, schließlich in den USA – verfolgten, gereicht ihm über den Tod hinaus zur Ehre.
In seinem literarischen Schaffen hat der Weltkriegssoldat auch die Schrecken des Einmarsches der Sowjetarmee in Ostpreußen thematisiert. Knapp, aber prägnant heißt es in der letzten Strophe seines Gedichts „Ostpreußische Nächte“:
Wer noch Jungfrau, wird zum Weibe,
und die Weiber – Leichen bald.
Schon vernebelt, Augen blutig,
bittet: »Töte mich Soldat!«
Sieht nicht der getrübte Blick?
Ich gehör doch auch zu jenen!
Die Massenverbrechen der Roten Armee in Ostdeutschland fanden kaum einen glaubwürdigeren Zeitzeugen als Solschenizyn, der wegen seiner Kritik schließlich selber im GULag landete. Erst 1994 kehrte er nach Jahrzehnten des Exils in die Heimat zurück.
Wie sein Kriegskamerad Lew Kopelew, den er erst im GULag kennenlernte, litt Solschenizyn unter den Verbrechen des Stalinismus und hat immer wieder festgestellt, dass die Russen selber die Haupt-Opfer dieses Regimes waren. Mit seinem Eintreten für die Menschenwürde jedes Einzelnen hat er aber auch allen anderen Opfern des Stalinismus eine mächtige Stimme gegeben, die noch lange weiterhallen wird und soll.