Im zeitlichen Umfeld des traditionellen Jahresempfanges des Bundes der Vertriebenen tagte auch der BdV-Bundesausschuss in Berlin. Auf dem Programm der Versammlung der Vorsitzenden aller Landsmannschaften, Landesverbände und außerordentlichen Mitgliedsverbände im BdV standen u.a. ein Treffen mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, und ein Gespräch mit der neuen Direktorin der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ Dr. Gundula Bavendamm.
Staatsministerin Grütters hatte am 12. April 2016 in ihren Dienstsitz im Bundeskanzleramt eingeladen, stellte dem BdV-Bundesausschuss dort die neue Konzeption der Bundesregierung für die Kulturförderung nach § 96 des Bundesvertriebenen- und Flüchtlingsgesetzes vor und ging auf die aktuellen Haushaltsmittel in diesem Bereich ein. Sie betonte, dass diese Mittel in den vergangenen Jahren stetig angehoben worden seien und dass für das laufende Jahr mehr als 20 Mio. Euro Sondermittel, etwa für das Museum Friedland und das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, zur Verfügung gestellt werden könnten. „Die Förderung der Kulturarbeit nach § 96 ist heute aktueller denn je. Die Kultur und die Geschichte der Deutschen im östlichen Europa gehören zum Selbstverständnis unseres Landes“, erklärte die Kulturstaatsministerin. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB dankte beim Treffen für die Zielrichtung der neuen Kulturkonzeption und betonte: „Es ist gut, dass die Heimatvertriebenen und Spätaussiedler nun wieder ausdrücklich Partner und kein ‚Objekt‘ der Kulturförderung sind.“ Im offenen Gespräch mit Staatsministerin Grütters thematisierten die Mitglieder des BdV-Bundesausschusses viele wichtige Einzelbereiche der Kulturarbeit. So regten sie z.B. zu weiteren Forschungsbereichen an und machten deutlich, dass einige in der Vergangenheit getroffene politische Entscheidungen die Arbeit der eigenen Verbände und Institutionen bis heute erschwerten.
Am Vormittag des 13. April 2016 konnte der Bundesausschuss Dr. Gundula Bavendamm als Gast begrüßen. Im Dialog mit der seit Anfang April amtierenden Direktorin der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ ging es in erster Linie um ein gegenseitiges persönliches Kennenlernen, aber auch um eine grobe Einschätzung der noch zu bewältigenden Herausforderungen auf dem Weg zur Eröffnung der Dauerausstellung im Berliner Deutschlandhaus. Dabei vermittelte Dr. Bavendamm den Anwesenden einen positiven, kompetenten und zugewandten Eindruck. Sie wertete den BdV und die Stiftung Zentrum gegen Vertreibungen als wesentliche Initiatoren der heutigen Bundesstiftung. Auch darum wolle sie die Vertriebenen als Partner für die Stiftungsarbeit gewinnen, ohne ihre Einrichtung jedoch als Dienstleister der Betroffenen zu sehen. Darauf Bezug nehmend, sicherte BdV-Präsident Fabritius der neuen Direktorin die Unterstützung des Verbandes zu und erklärte: „Wir sollten immer bedenken, dass das ‚Sichtbare Zeichen‘ in Berlin sich an die gesamte Bevölkerung richten soll – über ein Vertriebenenschicksal hinaus. Wir selbst kennen unser Schicksal. Es geht um eine Einrichtung, die unser Thema in die Mitte der Gesellschaft transportiert.“
Eine besondere Freude machte Dr. Fabritius dem Bundesausschuss mit der Ankündigung, dass Bundespräsident Joachim Gauck die Festrede bei der diesjährigen zentralen Auftaktveranstaltung zum Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen am 3. September in der Berliner Urania halten werde. Die Zusage des Staatsoberhauptes zeige einmal mehr, dass die Erinnerung an Flucht und Vertreibung ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sei.
Am Rande der Veranstaltungen in Berlin kam das BdV-Präsidium außerdem zu einem für beide Seiten erkenntnisreichen Arbeitsgespräch mit Vertretern des Bundesverbandes der „djo – Deutsche Jugend in Europa“ zusammen. Hetav Tek, Bundesvorsitzende, Maria Klimovskikh, stellvertretende Bundesvorsitzende, und Robert Werner, Bundesgeschäftsführer, erläuterten dem Präsidium die Struktur und die Aufgaben ihres Verbandes. Dabei wurden historische und inhaltliche Verbindungen zum BdV ebenso deutlich wie auch Unterschiede. So gehören der djo außer traditionellen Verbänden wie etwa der „Sudetendeutschen Jugend“ heute auch Migrantenjugendorganisationen wie z.B. der „Kurdische Kinder- und Jugendverband“ an. Wie der BdV stellt sich die djo auch der wichtigen Aufgabe der Identitätspflege ihrer Mitglieder, wobei hier sowohl die deutsche Identität als verbindendes Element unter den Mitgliedsorganisationen als auch die Herkunftsidentität als wichtiges Persönlichkeitsmerkmal jedes Einzelnen Beachtung findet. BdV-Präsident Dr. Fabritius bemerkte hierzu, dass der Schutz der Identität ein grundlegendes Menschenrecht sei und verwies auf das diesjährige Leitwort des BdV „Identität schützen – Menschenrechte achten“.