Die Schweizer Beobachtungsstelle für intern Vertriebene „Internal Displacement Monitoring Centre“ (IDMC) hat Zahlen zu den weltweiten Binnenflüchtlingen veröffentlicht. Hierzu erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:
Die aktuellen Zahlen des IDMC zeichnen ein erschreckendes Bild: Rund 50,1 Millionen Menschen weltweit waren bis Ende 2019 innerhalb ihres Heimatlandes auf der Flucht – etwa 45,7 Millionen vor Konflikt und Gewalt sowie etwa 5,1 Millionen vor anderen, auch wetter- und klimabedingten Katastrophen. Dies ist die höchste jemals ermittelte Zahl.
Trotz der zahlreichen abschreckenden Erfahrungen aus der Geschichte wird in vielen Ländern die Zivilbevölkerung immer häufiger zum Spielball machtpolitischer und militärischer Interessen.
Dabei mahnen der Zweite Weltkrieg und das Schicksal der deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge, welche Herausforderungen die Folgen von Flucht und Vertreibung – selbst im eigenen Kulturkreis – nach sich ziehen, welche Eingliederungsleistungen vollbracht und welche Anstrengungen unternommen werden müssen, dass Menschen nach erlittenem Unrecht an anderem Orte im eigenen Land wieder Wurzeln schlagen können.
Daher erneuere ich gerade im 70. Jubiläumsjahr der Charta der deutschen Heimatvertriebenen die vom Bund der Vertriebenen seit Jahrzehnten vorgetragene Forderung eines internationalen, strafbewehrten Vertreibungsverbotes. Heimatrecht sowie der Schutz vor Vertreibungen und ethnischen Säuberungen sind fundamentale Menschenrechte, die überall der Friedens- und Zukunftssicherung dienen. Die Europäische Union mit ihrer Geschichte könnte hier eine Vorreiterrolle einnehmen.
Wichtig bleibt es außerdem, Länder in der Konfliktfolgenbewältigung zu unterstützen, um Binnenflüchtlingen Lebensperspektiven im eigenen Land aufzuzeigen und im Idealfall eine Rückkehr an den Heimatort zu ermöglichen. Kaum jemand verlässt seine Heimat ohne Not. Auch dies ist eine Lehre aus unserer eigenen Geschichte.
Hintergrund:
Die Zahl der Binnenflüchtlinge wird jährlich vom "Internal Displacement Monitoring Centre" (IDMC) in Genf herausgegeben. Erfasst werden diejenigen Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes wegen Gewalt und Konflikt oder aufgrund von Katastrophen flüchten müssen oder vertrieben werden. Die Zahl unterscheidet sich von den Gesamtflüchtlingszahlen der Weltflüchtlingsorganisation UNHCR, wo auch die außer Landes Geflüchteten erfasst werden. Die UNHCR-Zahl lag im letzten Jahr bei fast 71 Millionen.