Kongress zur Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer in Berlin

Erfolge, Wirkungen und Potenziale der MBE resümiert

Unter der Überschrift „Migrationsgesellschaft durch Soziale Arbeit gestalten“ hatten das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) und der Bund der Vertriebenen (BdV) als gemeinsame Veranstalter am 16. Februar 2017 zu einem Kongress zum Thema „Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer“ (MBE) nach Berlin eingeladen. In verschiedenen Formaten ging es dabei darum, Erfolge, Wirkungen und Potenziale der MBE seit ihrer Einführung vor nunmehr zwölf Jahren herauszuarbeiten. In der Vergangenheit gemeisterte Herausforderungen wurden dabei ebenso angesprochen wie mögliche Klippen in der zukünftigen Arbeit.

Zwei motivierende Grußworte kamen vom Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium des Innern (BMI), Dr. Günter Krings MdB, und von der ehemaligen Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth. Krings, der für das BMI als Fördergeber dieses integrationspolitischen Großprojektes sprach, machte anhand eines kurzen, aber bewegenden Erlebnisses deutlich, wie wichtig die Migrationsberatung für das Ankommen sowie für das Verständnis unserer Gesetze, unserer Werte, unserer Lebensart und damit letztlich für die gesellschaftliche Teilhabe ist. Der Staatssekretär bescheinigte der MBE eine wachsende Bedeutung und vermutete in der Zukunft eine Schwerpunktverschiebung beim BAMF von den Asylverfahren hin zu Beratung und Integration. Auch Rita Süssmuth bedachte die MBE mit Lob. Sie sei unterdessen fester Bestandteil des Integrationsprozesses, in dem es nicht nur darum gehe, Wissen zu vermitteln, sondern in der Interaktion mit den Zugewanderten vorzuleben, wofür unser Land steht. Die interkulturelle Öffnung der Gesellschaft, die eben auch in dieser auf die Potenziale der Migranten ausgerichteten Beratung deutlich werde, habe dem Land internationale Anerkennung gebracht.

In zwei Podiumsdiskussionen wurden Vielfalt und Nutzen von MBE und Sozialer Arbeit herausgestellt. Besondere Authentizität erlangte das entstandene Bild zum einen durch ehemalige Ratsuchende, die von ihren Erfahrungen berichteten, sowie zum anderen durch viele MBE-Berater und -Beraterinnen, die das Gespräch mit den anwesenden Politikern und BAMF-Verantwortlichen suchten.

Auch die im Rahmen des Kongresses vorgetragenen Zahlen vermittelten einen anschaulichen Eindruck von der MBE sowie der Auslastung der Berater und Beraterinnen. BAMF-Vizepräsidentin Dr. Uta Dauke etwa bemerkte, dass sich die Summe der Beratungsfälle seit 2012 von 200.000 auf 400.000 im Jahr 2016 verdoppelt hätte. Durchschnittlich, so führte ihre Kollegin Lisa Brandt aus, würden auf eine Vollzeitstelle etwa 300 Beratungsfälle pro Jahr kommen. Die erkennbar überdurchschnittliche Motivation der Beraterinnen und Berater hänge auch damit zusammen, dass die Entwicklung der Zahlen und der Arbeitslast vom Deutschen Bundestag und der Bundesregierung wahrgenommen würden und Haushaltsanpassungen zur Schaffung neuer Stellen zur Folge hätten, so wiederum Dauke. Derzeit lägen die Bundesmittel im Bereich der MBE bei rund 50 Mio. Euro pro Jahr.

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB nutzte die Gelegenheit zu einem kurzen Austausch mit der BAMF-Vizepräsidentin. Am Rande der Veranstaltung betonte er, mit wie viel Erfolg die MBE dazu beitrage, die nach Deutschland kommenden Spätaussiedler in ihren Integrationsanstrengungen zu unterstützen. Mit Blick auf die derzeitige Flüchtlingssituation erklärte er auch: „Die klare Differenzierung zwischen Flucht oder Vertreibung einerseits und frei gewählter Migration andererseits ist und bleibt wichtig.“

Die vom BdV unterstützten Änderungen in der Vertriebenengesetzgebung aus dem Jahr 2013, aufgrund derer etwa Familientrennungen von Spätaussiedlern leichter vermieden werden können, sowie die aktuelle Flüchtlingslage haben dazu geführt, dass der Stellenwert der MBE auch innerhalb des Verbandes gewachsen ist. Die Anzahl der 2015 aktiven 17 hauptamtlichen Berater und Beraterinnen konnte 2016 auf 22 gesteigert werden. Gleichzeitig wuchs die Zahl der Beratungsfälle 2016 im Vergleich zu 2015 um knapp 30 Prozent. Die Quote von Beratungsfällen je Vollzeitstelle lag mit rund 333 nochmals über der durchschnittlichen MBE-Beratungsquote. Spätaussiedler und ihre Familienmitglieder aus den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion machen mit 54 Prozent noch immer den größten Teil der bei den BdV-Beratungsstellen Ratsuchenden aus. Die übrigen Klienten sind anerkannte Flüchtlinge aus Syrien, Irak, Afghanistan und anderen Ländern, wobei der Anteil der Syrer sich gegenüber 2015 verfünffacht hat. Aber auch einige EU-Bürger u.a. aus Polen, Griechenland, Italien oder Spanien gehören zu den Beratenen.

Marc-P. Halatsch

BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius im Austausch mit BAMF-Vizepräsidentin Dr. Uta Dauke (Foto: Marc-P. Halatsch/BdV).