Zum Antrittsbesuch des neuen polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk erklärt BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB:
Ich begrüße sehr, dass dem neuen polnischen Ministerpräsidenten an guten deutsch-polnischen Beziehungen liegt. Damit unterscheidet er sich deutlich und wohltuend von seinem Amtsvorgänger, der alles daran setzte, ein zuvor gutes Miteinander zu zerstören und damit eine Lage geschaffen hat, die nicht von heute auf morgen zu entkrampfen ist.
Es ist gut, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel bei diesem ersten Treffen deutlich gemacht hat, dass das „sichtbare Zeichen“ zu Flucht und Vertreibung in Berlin geschaffen wird und es ist selbstverständlich, die betroffenen Opfer daran zu beteiligen.
Wir brauchen in Deutschland und darüber hinaus ein vollständiges und wahrhaftiges Geschichtsbild zum Schicksal der mehr als 15 Millionen deutschen Vertreibungsopfer. Ihr Schicksal ist heute Teil unserer kulturellen und historischen Identität. Sie speist sich aus den Quellen ganz Mittel- und Osteuropas. Etwa 7 Millionen Vertriebene hatten ihre Heimat im heutigen Polen, weitere 5 Millionen waren in den anderen Staaten Ostmittel- und Südosteuropas zuhause. Deshalb ist die Erinnerung und Bewältigung dieses Vorganges kein primär deutsch-polnisches Thema.
Ich würde es begrüßen, wenn Ministerpräsident Tusk die Kraft fände, den versöhnlichen Weg z.B. des ungarischen Staates und der ungarischen Parlamentspräsidentin Szili zu gehen.
Seinen sehr interessanten Gedanken, in Danzig eine Einrichtung zu schaffen, die alle Facetten des Grauens im 20. Jahrhundert darstellt, begrüße ich. Er hat jetzt die Möglichkeit, diesen Vorschlag umzusetzen. Die Einbindung in das bislang kaum lebensfähige Europäische Netzwerk könnte diesem endlich einen Sinn geben. Wir sind als BdV gerne bereit mitzuwirken und unsere Erfahrungen und Erlebnisse einzubringen.
Als Vertriebene sagen wir ja zur Versöhnung mit unseren östlichen Nachbarn und mit Polen. Der polnische Schriftsteller Jan Józef Lipski hat mit seinen tiefgründigen Essays zur deutsch-polnischen Nachbarschaft unter dem Titel: „Wir müssen uns alles sagen“ in beeindruckenden Worten den Weg gewiesen. Sich alles zu sagen, nicht unempfindlich werden gegen sittliche Probleme und Empathie füreinander zu empfinden, das ist auch unser Bestreben.