Zum Eröffnungsfestakt des Dokumentationszentrums der Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ am 21. Juni 2021 in Berlin erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:
Für die deutschen Heimatvertriebenen Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler und ihre Verbände ist das „Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ der wichtigste der bislang fehlenden Bausteine in der Erinnerungs- und Gedenkstättenlandschaft der Hauptstadt.
Die heutige Eröffnung ist für uns daher zum einen eine große Genugtuung. Zum anderen ist sie durch die Teilnahme von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters sowie in ihrer zeitlichen Nähe zum nationalen Gedenktag für die Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni nochmals ein besonderes Zeichen der Verbundenheit mit den in der Ausstellung dokumentierten Schicksalen.
Hier hat die Bundesrepublik Deutschland – auf Initiative des Bundes der Vertriebenen und unserer Stiftung ZENTRUM GEGEN VERTREIBUNGEN – einen Erinnerungs- und Lernort geschaffen, der schwerpunktmäßig die Geschichte der 15 Millionen deutschen Heimatvertriebenen und Flüchtlinge darstellt – sich aber an die gesamte Gesellschaft, an eine breite, sogar internationale Öffentlichkeit richtet, die oft zu wenig vom Schicksal der Vertriebenen weiß.
Damit ist ein weiterer Schritt getan, diese Schicksale aus dem Erinnerungsschatten zu holen, in dem sie insbesondere deshalb gelegen haben, weil die Verantwortung für den von Nazi-Deutschland ausgegangenen Zweiten Weltkrieg, den Zivilisationsbruch des Holocaust oder die Millionen Opfer deutscher Besatzungsherrschaft die Anteilnahme mit deutschen Opfern dieser Zeit erschwerten.
In der Einbettung in den historischen Kontext sowie in andere Flucht- und Vertreibungsgeschehen liegt für jeden Besucher die Chance zu erkennen, wie groß die Gefahren immer wieder zu beobachtender Kreisläufe von Rache und Gewalt gerade im Fall von Vertreibungen und ethnischen Säuberungen sind. Daher bleiben die zweifelsfreie Anerkennung des Heimatrechtes als Menschenrecht sowie die Einführung eines internationalen Vertreibungsverbotes zwei der wichtigsten Anliegen des BdV.
Dass die Dauerausstellung nach langer Bauzeit jetzt endlich ihre Türen öffnet, ist auch deshalb ausgesprochen wichtig, da Zeitzeugen von Flucht und Vertreibung die Möglichkeit haben, dies mitzuerleben – und vielleicht, so noch nicht geschehen, ihre Erinnerungen an die schrecklichen Erfahrungen ihrer Kindheit oder Jugend dort dokumentieren zu lassen.
Für Kinder und Enkel der Vertriebenen und sämtliche weiteren Generationen bietet das Dokumentationszentrum mit seiner im hauseigenen Lesesaal frei zugänglichen Anbindung an das Lastenausgleichsarchiv, an Kirchenbuch- und Abstammungsdatenbanken Möglichkeiten, der eigenen Familiengeschichte auf die Spur zu kommen.
Der BdV wird sich und seine Überzeugungen mit seinen sechs Mitgliedern im 21-köpfigen Stiftungsrat auch zukünftig konstruktiv in die Stiftungsarbeit einbringen, die in vielen Bereichen jetzt erst richtig beginnen wird.
Für die Nachbarschaft mit unserer Hauptstadtvertretung, die seit einiger Zeit vom ebenfalls im Deutschlandhaus ansässigen Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Räume angemietet hat, wünsche ich mir weiterhin positiven Austausch sowie die eine oder andere gemeinsame Veranstaltung.