„Die Bundesregierung steht auch künftig an der Seite der Vertriebenen – in guten Stunden, aber auch, wenn es einmal ein Problem zu lösen gilt.“ So beendete Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel MdB ihre äußerst zugewandte und mit starkem Applaus bedachte Rede beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen am 5. Mai 2015 im Atrium des Hauses der Bundespressekonferenz in Berlin. Wie wichtig ihr gerade dieses Schlusswort gewesen sein mag, zeigte sich, als sie danach spontan auf einige der anwesenden Verbandsmitglieder zuging, diese persönlich begrüßte und sich nach deren Herkunft erkundigte.
Die Erinnerung an das Schicksal der von Flucht und Vertreibung Betroffenen bleibe auch weiterhin „Mahnung und Auftrag, dafür Sorge zu tragen, dass uns und künftigen Generationen ein solches Leid erspart bleibt“, hatte Merkel vorher deutlich gemacht. Auch vor dem Hintergrund heutiger Flüchtlingsströme sei es daher gut, dass mit dem bundesweiten Gedenken an die deutschen Opfer von Flucht und Vertreibung am 20. Juni, dem Weltflüchtlingstag, die öffentliche und politische Wahrnehmung der Themen Flucht und Vertreibung gestärkt werde. Genauso wichtig seien die Kulturarbeit, aber auch die vielen Brücken, die Vertriebene und Aussiedler in ihre Heimatgebiete bauten. Für dieses „breite und unermüdliche Engagement“ des BdV und seiner Mitglieder dankte die Bundeskanzlerin ausdrücklich.
Den Bogen zu spannen „von den Flüchtlingsdramen der Vergangenheit zu denen der Gegenwart, Historisches und Aktuelles zueinander in Beziehung zu setzen und beides gleichermaßen in den Blick zu nehmen“, wie Merkel es ausdrückte, ist ein Ansatz, den die Bundesregierung und der BdV teilen. BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius MdB wies darauf hin, dass das diesjährige Leitwort „Vertreibungen sind Unrecht – gestern wie heute“ „leider brandaktuell“ sei. Hinter jeder der öffentlich gewordenen Flüchtlingszahlen ständen schließlich „ebenso viele Einzelschicksale, deren Leidensweg viele Mitmenschen in Deutschland nur erahnen können.“
Auch darum gelte es, von Verbandsseite aus immer wieder „Menschenrechte und Gesten der Empathie für Vertriebene und Flüchtlinge, für Opfer von Gewalt und Terror einzufordern, Vertreibungen als politisches Machtinstrument zu ächten, das kulturelle Erbe der Vertriebenen zu erhalten und die gesamtgesellschaftliche Erinnerung an unser Schicksal zu fördern“, so Fabritius. Dieser Einsatz trage dazu bei, den schon visionär in der Charta der deutschen Heimatvertriebenen von 1950 eingeforderten Frieden in einem vereinigten Europa zu sichern.
Sowohl Fabritius als auch Merkel nutzten die Gelegenheit, die ebenfalls anwesende, ehemalige BdV-Präsidentin Erika Steinbach MdB für deren 16-jährige Verbandsführung zu würdigen. Durch Steinbachs Arbeit seien viele der nun Wirklichkeit werdenden Projekte erst angestoßen worden, so die einhellige Meinung.
Prominente Gäste des Jahresempfangs waren u.a. Altbundespräsident Christian Wulff, der Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Alexander Dobrindt, der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gerd Müller, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Staatsministerin Prof. Monika Grütters MdB, der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk MdB, der Vorsitzende der Gruppe der Vertriebenen, Aussiedler und deutschen Minderheiten der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Klaus Brähmig MdB, der Vorsitzende des Netzwerks Aussiedler der CDU Heinrich Zertik MdB, der Vorsitzende des Verbandes der Deutschen in Polen Bernard Gaida und der ungarische Botschafter Dr. József Czukor.
Sämtliche Gäste freuten sich über die Möglichkeit guter Gespräche und eines lebhaften Gedankenaustausches.