Liebe Besucherinnen und Besucher,
ganz im Westen unseres Landes gedenkt man in diesem Herbst daran, wie erste deutsche Städte vor 80 Jahren durch die West-Alliierten von der Nazi-Herrschaft befreit wurden und vorsichtige demokratische Prozesse begannen. Damit wurde dort das Ende des Zweiten Weltkrieges bereits eingeläutet.
Im historischen deutschen Osten wiederum, etwa in Ostpreußen, rückte gleichzeitig die Rote Armee vor. Auch dies zeigte das nahende Kriegsende an. Nur hatte es dort ein völlig anderes Gesicht. Zu wenige wissen heute von der dramatischen Massenflucht von Millionen Deutschen aus ihrer Heimat im Osten – vom „Massaker von Nemmersdorf“ oder der Versenkung der „Wilhelm Gustloff“. Auch über die willkürlichen Vertreibungen ist zu wenig bekannt. Dabei verdient unser Land – dabei verdient Europa – eine umfassende, gleichberechtigte Erinnerungskultur, die allen Aspekten unserer Vergangenheit gerecht wird. Nur so kann der Blick für die Herausforderungen der Gegenwart wie der Zukunft geschärft werden.
Heimatvertriebene und Heimatverbliebene kennen dies aus eigener Erfahrung. Im Zusammenwirken über Grenzen hinweg war das jeweils erlebte Leid stets Thema und führte zu gegenseitiger Anerkennung, die ihrerseits zu einer wichtigen Grundbedingung in der Arbeit für ein gemeinsames, friedliches Europa wurde. Es ist ein deutliches Zeichen, dass wir hier seit langem auf dem richtigen Weg sind, wenn heute etwa die rumänische Regierung ein offizielles Abkommen mit zwei deutschen landsmannschaftlichen Vereinen fasst.
Ihr
Dr. Bernd Fabritius