Zum 75. Jahrestag der Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 2020 erklärt BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius:
Der Bund der Vertriebenen gedenkt dieser Tage der größten Schiffskatastrophe der Geschichte. Am 30. Januar 2020 jährt sich zum 75. Mal die Versenkung der „Wilhelm Gustloff“ durch das sowjetische U-Boot „S-13“. Fast 9.500 Menschen starben 1945 vor der Küste von Stolpmünde in den eisigen Fluten der Ostsee.
Die Gustloff war ein Flüchtlingsschiff mit mehr als 10.500 Personen an Bord. Überwiegend Bewohner West- und Ostpreußens sowie Danzigs suchten mit ihr einen Weg nach Westen. Gemeinsam mit ca. zwei Millionen anderen Deutschen mussten sie ihre Heimat notgedrungen verlassen – aus Angst vor der heranrückenden Roten Armee und vor der Rache für den Vernichtungskrieg und die Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschen Reiches. Ihre Versenkung war kein Versehen, wie etwa die Schicksale der am 10. Februar 1945 ebenfalls von S-13 an fast der gleichen Stelle versenkten „Steuben“ sowie vieler anderer Schiffe zeigen.
„Erinnerung ist unsinkbar“, hat der Gustloff-Chronist Heinz Schön stets betont. Die Gustloff und ihre Opfer gehören daher heute zu den ewigen Mahnmalen eines grauenvollen Krieges, in dem Unrecht mit Unrecht beantwortet wurde und in dem Menschenrechte wie auch zivile Menschenleben nichts mehr galten.
Der Zivilisationsbruch des Holocaust, viele weitere ethnische Säuberungen, Deportation und Zwangsarbeit, Massenvergewaltigungen, Flucht und Vertreibung oder Schicksale wie das der Flüchtlinge an Bord der Gustloff, aber auch das jahrzehntelang zunächst vom nationalsozialistischen und später vom kommunistisch-stalinistischen Unrecht zerrissene Europa: Die Erinnerung an all diese Ereignisse muss auf alle Zeit im Gedächtnis unserer europäischen Völker festgeschrieben bleiben – insbesondere weil die Zahl der Zeitzeugen kontinuierlich abnimmt. Sie mahnt uns, so etwas nie wieder zuzulassen und uns miteinander – auch über Grenzen hinweg – für eine gemeinsame Zukunft einzusetzen.
Hierzu tragen die Vertriebenen, Flüchtlinge, Aussiedler und Spätaussiedler und ihre Verbände seit Jahrzehnten entscheidend bei. Daran wollen wir im 70. Jahr seit der Verkündung der „Charta der deutschen Heimatvertriebenen“ ebenfalls erinnern.