Anfang November luden BdV – Bund der Vertriebenen und die Landsmannschaft der Deutschen aus Russland (LmDR) gemeinsam zu einer Multiplikatorentagung nach Nürnberg ins Haus der Heimat ein.
Die Veranstaltung richtete sich an die Multiplikatoren des BdV, seiner Landesverbände und Landsmannschaften aus dem bayerischen und dem gesamten süddeutschen Raum, die als ehrenamtliche Betreuer Spätaussiedlern und Migranten Hilfestellungen in vielen Lebenslagen und -fragen geben.
Ein Großteil der ehrenamtlichen Betreuer haben Wurzeln in den ehemaligen GUS-Staaten; viele von ihnen sind Mitglieder der LmDR oder arbeiten dort in den Vorständen auf lokaler Ebene mit. Es liegt daher auf der Hand, dass sie ihre Landsleute beraten und deshalb Veranstaltungen mit Fortbildungscharakter zur Sicherung der Qualität ihrer ehrenamtlichen Betreuung nutzen.
Das Grundrentengesetz ist am 1. Januar 2021 in Kraft getreten. Mit diesem Gesetz soll die Lebensleistung von Menschen anerkannt werden, die jahrzehntelang mit geringem Verdienst gearbeitet und Pflichtbeiträge in die Rentenversicherung gezahlt haben. Auch Aussiedler und Spätaussiedler wurden ausdrücklich in diese Regelung mit einbezogen, so dass sie einen Grundrentenzuschlag erhalten.
Grundrente und besondere Aspekte des Ehrenamtes
Die Tagung gliederte sich in zwei große Blöcke. Den ersten Block bestritt der Referent: mit Dr. Bernd Fabritius hatten die Organisatoren einen hochkarätigen Fachmann im Bereich der Rententhematik geladen. Nach seinem gut einstündigen Vortrag zur Grundrente schlossen sich weitere knapp zwei Stunden anregende Gespräche, Fragen und Antworten an. Wichtig in diesem Zusammenhang sei, betonte Dr. Fabritius, dass die Betroffenen nichts tun müssten. Die Rentenversicherung sei verpflichtet, den Grundrentenzuschlag zu prüfen und zu gewähren. Das fundierte Wissen des Referenten nutzten die über 20 Teilnehmer, um über den Themenbereich Grundrente hinaus Fragen zu Fremdrente, Grundsicherung, Spätaussiedler-Aufnahme und dem Härtefall-Fonds zu stellen. „Das können wir gerne wiederholen, gern bundesweit, um möglichst viele Ehrenamtliche zu erreichen“, so Dr. Fabritius zum Abschluss. Man war sich einig, dieses Angebot im nächsten Jahr anzunehmen.
Den zweiten Block der Veranstaltung gestalteten Walter Gauks, Leiter des Sozialausschusses im Bundesvorstand der LmDR, sowie Roland Zillmann, Referent für Grundsatzfragen und zuständig für das Migrationsberatungsprojekt (MBE) beim BdV-Bundesverband. Hier ging es in einem ersten Schritt darum, die Teilnehmer für jene Aspekte ihrer Betreuungsarbeit zu sensibilisieren, die sich möglicherweise aus der hohen Hilfsbereitschaft heraus ergeben: zeitliche Überbelastung im privaten Raum, übermäßige persönliche Anteilnahme am Schicksal der Betreuten, Grenzen der Betreuungsarbeit, Gefahren der Fehlberatung. In einem zweiten Schritt boten die Referenten im offenen Dialog mit den Teilnehmern die notwendigen Lösungsansätze und zogen die ebenfalls notwendigen Deckellinien ein, die die ehrenamtlichen Betreuer in ihrer täglichen Arbeit zu beachten haben – um sowohl sich selbst als auch die von ihnen betreuten Menschen zu schützen und damit weiterhin angemessen betreuen zu können.
Das Format des offenen Austauschs in diesem zweiten Block der Tagung war hervorragend geeignet, um Informationslücken zu schließen und punktgenau auf die Fragen der Teilnehmer eingehen zu können. Es hat einmal mehr gezeigt, dass das Ehrenamt unbedingt eine fachliche Begleitung durch die Verbände benötigt.
Roland Zillmann