Zum 20. Jahrestag der Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung

Zum 20. Jahrestag der Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung der Karpatendeutschen erklärt die Präsidentin des Bundes der Vertriebenen, Erika Steinbach MdB:

Wir begrüßen, dass der Deutsche Bundestag aus Anlass des 20. Jahrestages der Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung der Karpatendeutschen in Berlin am 26. Januar eine Ausstellung über die Geschichte des Lebens der Deutschen  in der Slowakei veranstaltet, die vom Präsidenten des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert und vom Vorsitzenden des Slowakischen Nationalrates, Richard Sulik, eröffnet wird. Sie findet um 12.30 Uhr  im Paul-Löbe-Haus, Konrad- Adenauer-Str. 1 statt.

Die Erklärung  des Slowakischen Nationalrats zur „Abschiebung der Deutschen aus der Slowakei“ vom 12. Februar 1991 war ein wichtiger Schritt zur Verständigung mit den vertriebenen Deutschen.

Mit der klaren Verurteilung des Unrechts der Vertreibung der deutschen Mitbürger haben die Vertreter der freien und demokratischen Slowakei  vor 20 Jahren ein deutliches Bekenntnis zu den Werten eines freien Europas abgelegt. Dazu gehört vor allem auch die klare Verurteilung des Kollektivschuldprinzips und das Bekenntnis, dass die karpatendeutsche Minderheit zusammen mit den Slowaken jahrhundertelang Bestandteil der gemeinsamen Zivilisation war.

Für die Betroffenen war und ist es wohltuend, dass 46 Jahre nach Vertreibung und Deportation von Seiten der Slowakei ein aufrichtiges Bedauern ausgesprochen wurde und  ein klares Bekenntnis zum Unschulds- und Opfercharakter der betroffenen Karpatendeutschen.

Die deutlichen Worte vor 20 Jahren zur jahrhundertealten gemeinsamen Heimat der Slowaken und Karpatendeutschen und besonders das offene Bekenntnis zur gemeinsamen Aufbauarbeit und Gestaltung der Slowakei trugen zum guten Miteinander bei. Seitdem gibt es zahllose gemeinsame Veranstaltungen und immer wieder als Zeichen der Ernsthaftigkeit  der damaligen Deklaration die offenen Türen aller slowakischen Regierungen danach für die Karpatendeutsche Landsmannschaft.

Die Würdigung der Leistungen der Deutschen in der langen Zeit der gemeinsamen Geschichte im Bereich der Kultur, der Wirtschaft, der Wissenschaft , der Religion und der Philosophie in dieser Erklärung war und ist vorbildlich. Die lange Zeit des friedlichen Zusammenlebens unserer Völker in guten und in schlechten Zeiten sollte uns Modell sein für die Gestaltung der Zukunft.

Die Erklärung des Slowakischen Nationalrates war auch ein Akt der Anerkennung von elementaren Menschenrechten und ist beispielhaft bis heute. Gleichzeitig appelliert der BdV an alle die Länder, die die Verantwortung für die Vertreibung der Deutschen aus ihrem jeweiligen Bereich ererbt haben, entsprechende Signale der Erkenntnis zu geben, so wie auch in Ungarn 1992 und den Baltischen Staaten bereits geschehen.

  Auszug aus der Erklärung des Slowakischen Nationalrats zur Vertreibung der Karpatendeutschen

„Mehr als ein halbes Jahrhundert ist vergangen, viele Wunden sind verheilt, neue Generationen kamen unter neuen Bedingungen auf die Welt.

Wir, die Vertreter einer freien und demokratischen Slowakei, wollen der Völkergemeinschaft beitreten, ohne offene Rechnungen zu haben. Wir verurteilen das Prinzip kollektiver Schuld, mit welchen Argumenten auch immer sie zu begründen sei.

Wir sind uns bewusst, dass die Slowakei mit der Evakuierung und nachfolgender Vertreibung deutscher Mitbürger eine ethnische Gruppe verlor, die über Jahrhunderte hinweg Teil der gemeinsamen Zivilisation war und in bedeutendem Maße für die kulturelle Mannigfaltigkeit unseres Landes sorgte.

Heute reichen wir euch allen, Zeugen früherer Zwietracht, den Vertriebenen und ihren Nachkommen, von der Slowakei aus freundschaftlich die Hand. Versuchen wir, Streit und Unrecht zu vergessen. Lasst uns gemeinsam an der Gestaltung der vergangenen Heimat arbeiten.

Möge die Brücke der Verständigung zwischen unseren Völkern den versiegenden Fluss des Kriegshasses für immer überspannen.“